Dichtkunst

Dichtkunst

Seit zwölf Jahren – also gut der Hälfte meines Lebens – ist die Zauberkunst die vorherrschende Ausdrucksform meiner Leidenschaft für das ‚kreative Lösen selbstgebauter Probleme‘. Ein weiteres Beispiel für diese verquere Vorliebe ist das Verfassen von Lyrik. In beiden Fällen besteht nämlich das Problem, dass bestimmte Inhalte (wie etwa ein Trickeffekt oder eine Pointe) in eine bestimmte Form (wie etwa den Vortragsstil oder das Reimschema) eingepasst werden müssen. Die Lösung ist dann erreicht, wenn sich Form und Inhalt nicht mehr gegenseitig einschränken – sondern harmonisch ergänzen.

Eine kleine Auswahl lyrischer Hirnergüsse

Sinngedichte 
(Allerlei Spielereien mit dem Akrostichon)
Das Alpha-Männchen
Zieht sie ihrem "Schatzibär",

Yorkshire-Terrier Maxi, der

X-beinig durchs Leben stolziert,

Westen an, damit er nicht friert,
Versuche ich, mich zu beherrschen

Und vor seinem treuen Herrchen

Tapfer meine steil wie nie

Steigende Antipathie
Rrrrrrrruff!
Qual erleidend zu verstecken,
Praktisch mich gar zu verrenken,

Ohne, dass durch die Fassade

Nur ein Fünkchen zu erahnen

Meine Frau imstande wär'.
Liebte sie nur mich so sehr!

Kümmert sich um Schatzibär:

Ja, wer ist denn hier der Herr

Im Hause, wenn ich bitten– *wuff!*
Halt deine Schnauze, jetzt ist Schluss!

Gassi gehen? - Ohne mich.

Für wen hält die mich eigentlich?

Etwa um den Diener,

Der dem Dalmatiner

Champagner reicht, zum Pedigree?

Bist du so weit? Wir wollen dann gehen.

Aber klar, mein Schatz. – Soll ich ihn nehmen?
Meer
Manch Urlauber schwimmt, die Seehunde bellen,
Es brauset der Wind und peitscht in die Wellen.
Ein Kind ertrinkt im Tanz der Feuerqualle
Reglos in die Dunkelheit – die Tiefe schluckt sie alle.

Herz
Hier, lieber Kopf –
Es pocht, schlägt, trommelt,
Rast und klopft – spielt die Musik!

Zeit, hinzuhör'n: Du bist verliebt.

Über den blinden Hund
Bei manchen Leuten fehlt der Sinn des
Lebens nicht, nein nur der Sicht!
Ist ein Auge hin, weil’s blind ist,
Nämlich man von “Blindheit” spricht.
Doch wenn der eignen Auge Kraft
Es sicher und präzise schafft,
Noch Licht in einer Datenform,
Halb Netzhaut-, halb Gehirn-Konform,
Und überhaupt: es zu verwalten!
Nimmt man sich vor, 'nen Hund, 'nen alten,
Der selbst blind ist, sich zu halten.

Aus der Tierwelt
(Gedichte mit, von und über allerlei Getier)
Spitzfindigkeiten
Der Pudel entlaufen?
Ein Dackel vermisst?
Für dich kein Problem!
Denn wir wissen, du bist:
Der Verlorene-Hunde-Spezialist,
der Streunernde-Lumpi-Polizist,
der mit seinem Lasso fast 
jeden Bello, Struppi, Hasso fasst.
Aber eben: nicht jeden.

Ein einziges Mal 
war die Suche vergebens;
dich plagen die Qualen
Zeit deines Lebens.
Du kannst nicht verstehen,
„wie das nur geschehen“
konnte.

Du zerraufst dir die Haare,
und nachts liegst du wach und 
bei jedem Geräusch 
schreckst du auf wie ein Wachhund.

Deine Augen sind müde,
dein Herz ist schwer:
Der Hund war ein Rüde
und sein Körbchen ist leer.

Das Haustier
 entschwand, wie so viele zuvor,
 weil sie offen stand, durch 
die Haustür.

Einige kehrten 
von selbst wieder Heim,
doch andre bevorzugten es, 
fortzubleiben:

Die Dogge war skaten,
den Mops sahst du reiten.
Du warst überzeugt:
Und den Spitz find ich Kiten!

Doch leider entzog sich 
der Hund deiner Regeln.
Du fandest ihn nicht: 
Er war Lenkdrachensegeln.
Der Schmetterwanderling
Ein Schmetterling spazierte jüngst 
entlang der Autobahn.
Er wollte auf dem Standstreifen 
undbefangen durchs Land streifen;
Bis nach Rom gelangen!
Doch er hatte Pech:
Vorher hatte ihn das Recht
mit dem Straßennetz gefangen.


Hintergrunzwissen
Ein Schwein, das vier kleine 
oder (vergleischsweise)
große Füße hat,
das hat wahrscheinlich
– und jetzt bin ich kleinlich –
Beine.
Rein beinlich gesehen,
sind für gewöhnlich
Füße daran, oder 
keine.
Doch füßlich betrachtet,
sei drauf geachtet,
dass diese aus Beinen entspringen,
welche zumeist 
die Existenz 
von Füßen erst 
bedingen.
Nicht immer sind's vier,
noch seltener fünf,
weshalb meine These – wie
sag ich es –
... stimmt.


Die Hyäne
Bei de janze Dreck 
un all de Baktärijen,
wat wäre de Menschhäht
ohne Hyäne?


Die Leiden des jungen Sperbers
Unten bohrt der Forstwirt,
oben klopft der Specht:
In meinem kleinen Horst wird
jedem Küken schlecht.

Weise Kurzheiten
(Leicht verdaulicher Wirrsinn mit <W>)
Würfelzucker
In jeder neuen Kniffel-Runde
zuckte er zusammen,
weshalb ihn alle immer nur 
den Würfelzucker nannten.
Wintereinbruch
Der Winter ließ nicht auf sich warten, nein!
Diesmal brach er förmlich ein!
Durchs Fenster nicht. 
Er brach ins Land.
Was die Putzkraft grässlich fand. 
Wandern
Ich setze einen Fuß vor den andern.
Und da ich nur zwei Füße hab,
wechseln sich die beiden ab
und ich fange an, zu wandern.

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